Die Mondlandung war auch die Geburtsstunde vieler neuer "Apollo"-Kinos
Am Donnerstag startet Damien Chazelles AUFBRUCH ZUM MOND mit Ryan Gosling in den Kinos. Unter den größten Fans der Mondlandung am 21.7.1969 waren übrigens auch viele Kinobesitzer. Zu einer Zeit, als die Kinos schwer unter Druck standen und zahlreiche Stadtteilkinos schließen mussten, offerierte das Fernsehen völlig neue Möglichkeiten. Millionen von Menschen schauten gebannt auf den Amerikaner Neil Armstrong und dessen erste Schritte auf einem fremden Planeten. "Ein kleiner Schritt für einen Menschen..." Das Fernsehen manifestierte sich nun endgültig als Konkurrenz zu den letzten noch existierenden Wochenschau-Kinos, die daraufhin, kaum verwunderlich, ihre Programme auf Actionreißer und Pornofilme umstellten. Und die Kinobesitzer in den Innenstädten? Die waren gerade dabei, ihre großen Säle aufzuteilen oder durch kleinere Zusatzkinos zu ergänzen, um einerseits die Verleiher mit längeren Spielzeiten locken zu können, andererseits aber auch mehr Filme anbieten zu können. Und da kam die Apollo-Mission gerade recht. Also lieh man sich den Namen kurzerhand aus, um ebenfalls neues Terrain, sprich abtrennbare Ränge und ungenutzte Garderoben oder Besenkammern, zu betreten. In Düsseldorf eröffnete Wiili Goldermann bereits am 2.10.1969 das Apollo 69 im Savoy als Kino mit "Rauch- und Getränkeerlaubnis" (ich kann Ihnen sagen, da nebelte es mitunter kräftig, nicht nur bei Horrorfilmen wie Wes Cravens SHOCKER!), wofür er die hinteren Reihen des großen Savoy-Saals opferte. In Köln wurde neben dem Capitol auf dem Hohenzollernring das Apollo aufgemacht, das ab 1985 viele Monate lang Milos Formans AMADEUS spielte. Nun war Apollo als Kinoname schon seit den ersten Stummfilmpalästen etabliert, man denke nur an den berühmten Apollo-Palast am Ende der Düsseldorfer Kö, aber die Mondlandung gab dem Namen nochmal neuen Auftrieb. Während die beiden Apollos in Düsseldorf und Köln je knapp 200 Plätze hatten, wurde es bald, dank UFA-König Heinz Riech, mit den Schachtelkinos immer absurder. Die Säle wurden immer kleiner und kleiner - und die Wege zu ihnen immer länger und länger. Viele kleine Schritte für einen Menschen - und ein großes, ungläubiges Lachen, wenn man dann nichts ahnend in den Kölner UFA-Palast 12 oder das Residenz 4 spazierte oder im Düsseldorfer Universum nach dem Star und klitzekleinen Comet suchte. Wenn Sie sich auf eine kleine, persönliche Apollo-Mission begeben möchten: Das Kölner Apollo ist nun der Crystal Club, also eine Disco. Das Düsseldorfer Apollo 69 dient dem heutigen Savoy-Theater als Künstlergarderobe. (rs)