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Aller Anfang ist schwer

Veröffentlicht am 09.05.2023

Einfach war gestern: Rund-um-die-Uhr-Streaming kontern viele Kinos mit immer komplizierteren Programmen


Das Kino und die dort gespielten Filme – das gleicht mitunter einer, Pardon, offenen Beziehung. Man will sich nicht binden und grundsätzlich alle Optionen offenhalten. Gerade Filme, die als "nicht so stark" eingeschätzt werden, was die zu erwartende Besucherzahl meint, werden nur zu ein paar Terminen ins Haus gelassen oder von Tag zu Tag etwas früher oder später gestartet - mal in Saal 2 oder 3 oder 4. Das geht heute ganz einfach. Früher, zu analogen Zeiten, waren die Filmrollen so schwer, dass man sie nicht jeden Tag  beliebig hin- und hertragen konnte. Und so gab es damals klare Anfangszeiten wie die klassischen "15.00, 17.30, 20.00", die 7 Tage lang für jeden Film galten und die man sich ganz einfach merken und anderen weitererzählen konnte.   

Dass viele Filme heute nicht so gut laufen, ist dank der immer umständlicheren, technisch optimierten  Programme eine selbsterfüllende Prophezeiung. Mal läuft der Film um 19 Uhr, dann einen Tag später erst um 20 Uhr. Schlimmer wird es in den Folgewochen. Wer da zu den letzten angebotenen Terminen am Samstag um 17 Uhr oder am Montag um 16.45 Uhr nicht kann, hat eben zusammen mit dem Film Pech gehabt.

Wäre es nicht konsequent, erwachsene Filme wie Brandon Cronenbergs "Infinity Pool" oder Angela Schanelecs "Music" doch einmal eine ganze Woche jeden Tag um 17 und 20 Uhr zu spielen? So, dass Mundpropaganda, die ja eher echte Empfehlung als Falschmeldung ist, wieder möglich wird? So, dass man als Kino sagen kann: Ja, wir haben zu diesem Film eine echte, innige Beziehung? (rs)