Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

Kinocenter 2.0: Die Rückkehr der Schachtelkinos

Veröffentlicht am 17.08.2017


Gerade sind die Halbjahreszahlen der Filmförderungsanstalt (FFA) erschienen. Sie belegen, dass sich die Besucherzahlen auch 2017 auf einem Niveau einpendeln, das mit den frühen 1990er Jahren vergleichbar ist. Der einzige Unterschied: Statt der alten Kinocenter in den Großstädten stehen heute moderne Multiplexe auf der grünen Wiese. Und letztere eifern neuerdings genau den alten Schachtelkinocentern nach. Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die erste Generation der Multiplexe mit ihren zehn oder mehr 200- und 300-Platz-Sälen zu groß geworden ist für die heutige Nachfrage. Und so haben Neubauten und Modernisierungen nur ein Ziel: Möglichst viele kleinere Säle mit bis zu 100 Plätzen. Natürlich ansteigend im Arena-Stil und mit viel Beinfreiheit statt ebenerdig und mit engen Klappsitzen und, unvergesslich, auf die Knie drückenden Getränkehaltern.
Die Rückkehr der kleinen Kinos trägt einem veränderten Programmierungs- und Besucherverhalten Rechnung. Einerseits drängen immer mehr Filme auf die Kinoleinwand, andererseits hat sich das heutige Publikum an Schienenprogramme gewöhnt, sprich eine klare Einteilung in Nachmittags-, Haupt- und Spätschienen, so dass manche Multiplexe pro Woche bis zu 30 verschiedene Filme anbieten. Dazu kommen noch einmal diverse Previews und Sonderveranstaltungen, Gamer-Events und Live-Übertragungen aus Opernhäusern oder Fußballstadien. Das Publikum besteht zunehmend aus speziellen, kleinen Zielgruppen, die Digitalisierung ermöglicht schnelle, dem jeweiligen Bedarf angepasste Saalwechsel.
Wer sich an die alten Kinos erinnert, wo Filmvorführer am Ende der Kinowoche immer mit 35-Millimeter-Filmrollen kämpfen mussten, um diese aufzuziehen oder abzubauen, wird sich ein Lächeln angesichts dieser neuen Leichtigkeit der Projektion nicht verkneifen können. Und es kommt womöglich noch "besser": In China wurden bereits die ersten Bildwände aufgebaut, die wie Fernseher funktionieren und eine Projektion quer durch den Saal gar nicht mehr benötigen. Auch da gab es ähnliches bereits in der Vergangenheit: Die Düsseldorfer Minisäle Linse 1 im Savoy sowie Europa 4 und 6, beide Nachfolger des alten "club intim", führten bis zu ihrer Schließung alle Filme mit Rückprojektion vor. (rs)